Autonomes Fahren ist ein vieldiskutiertes Zukunftsthema. Um Mitgliedern die Skepsis vor selbstfahrenden Autos zu nehmen, ist der ADAC Regionalclub Partner im Testfeld Niedersachsen.

So könnte das selbstfahrende Auto in Zukunft mit uns kommunizieren
Marc testet das autonome Fahren in einem Simulator beim DLR

Entspannt auf dem Fahrersitz Zeitung lesen, während das Auto uns sicher in den Urlaub bringt? Was sich noch wie Science fiction anhört, soll in einigen Jahren Realität werden.

Was jetzt schon möglich ist, testen wir im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Braunschweig. Marc Purat, begeisterter Autofahrer und ADAC-Mitglied, ist skeptisch: „Wenn mir das Auto alles abnimmt, kann ich doch gleich Bahn fahren. Da kommt der Fahrspaß doch zu kurz.“

Zentrales Thema ist die Mensch-Maschine-Kommunikation, das „Herzstück“ des autonomen Fahrens. Marc sitzt in einem 360 Grad Fahrsimulator, der rings um den Fahrer mit einem Lichtband ausgestattet ist. „Je nachdem, ob Sie manuell oder automatisch fahren und welche Fahrsituation auftritt, kommuniziert das Auto in unterschiedlichen Farben mit Ihnen“, erklärt Johann Kelsch vom Institut für Verkehrssystemtechnik. Marc startet im manuellen Modus und fährt mit rund 100 km/h auf der Autobahn. Der Computer im Auto erkennt, dass ein langsameres Fahrzeug vor Marc fährt und signalisiert ihm mit grüner Beleuchtung, dass er zum Spurwechsel ansetzen kann. „Leuchtet es rot im manuellen Betrieb, ist die Spur nicht frei“, erläutert Herr Kelsch.

Autonomes Fahren
Entspanntes Fahren: Das Auto signalisiert mit blau, dass es alles im Griff hat
Aufschlussreiches Farbenspiel: Wenn Marc Purat das Steuer übernehmen muss, weist ihn das Fahrzeug mit orangefarbener Beleuchtung darauf hin.

 

 

 

 

 

 

 

 

Doch der Simulator kann mehr und wechselt jetzt in den automatischen Modus. Marc lehnt sich entspannt zurück und nimmt die Hände vom Steuer. Das Auto signalisiert mit der Farbe blau, dass es den Betrieb übernommen und alles im Griff hat. Das Fahrzeug nähert sich einer Baustelle und fängt an, orange zu blinken und mit einem Signalton zu warnen. Marc wartet darauf, dass der Computer die Geschwindigkeit verringert, aber es passiert erstmal nichts – die Baustelle kommt näher. Marc greift ein, um wieder in den manuellen Modus zu gelangen und wechselt kurz vor der Baustelle die Spur. Das war knapp! Ein typisches Kommunikationsproblem zwischen Mensch und Maschine – das Auto hat mit orangem Blinken signalisiert, dass der Fahrer die Kontrolle übernehmen muss, aber Marc hat zu spät reagiert. „Mit zunehmender Automatisierung müssen sich die Forscher über den menschlichen Faktor Gedanken machen“. So automatisch ist automatisches Fahren eben doch (noch) nicht.

So einfach wie Bahn fahren ist es dann doch (noch) nicht, muss Marc feststellen. Nach der einstündigen Demonstration im Simulator überlegt Marc sogar, sich als Testfahrer beim DLR registrieren zu lassen.

Info:
Im März 2017 ist der Startschuss für das „Testfeld Niedersachsen“ gefallen. Auf einer Strecke von 280 Kilometern im Raum Hannover-Wolfsburg/ Braunschweig-Salzgitter sollen nicht nur Möglichkeiten zur Demonstration des automatisierten und vernetzten Fahrens geboten, sondern auch bestimmte Entwicklungs- und Testfragestellungen explizit unterstützt werden. Partner sind das Land Niedersachsen sowie Hersteller, Zulieferer, IT-Firmen und der ADAC.

Autorin: Anne Heinrich
Fotos: Jonas Kretschmann