Die Motocross-Strecke in Tensfeld gilt als eine der anspruchsvollsten in Deutschland. Wir haben dem Streckenwart bei den Vorbereitungen mal über die Schaufel geschaut.
Der Wind weht böig an diesem Vormittag, es sind zwölf Grad in Tensfeld im Kreis Segeberg, und die Sonne hat beschlossen, sich heute mal großzügig zu zeigen. Über der Motocross-Strecke in der ehemaligen Kiesgrube liegt frühsommerliche Ruhe. Herrscher über diese Ruhe ist Holger Zankel. Der 58-Jährige ist Vorsitzender des MCE Tensfeld, außerdem Motocrosser aus Passion. Er kennt die Strecke hier wie kaum ein Zweiter, weil er sie jedes Jahr wieder neu baut. So gut, dass einmal im Jahr die besten Motocross-Piloten aus ganz Europa der 700-Einwohner-Gemeinde im Herzen Holsteins ihre Aufwartung machen. Für das kleine Dorf sind die MX Masters am dritten Juli-Wochenende eine richtig große Sache.
400 Tonnen Sand sind zu verteilen
„Ich bin viele Jahre lang selbst gefahren“, erzählt Zankel. „Für den Sport ist es sicherlich nicht die schlechteste Lösung, wenn jemand die Strecke präpariert, der ganz genau weiß, was einen anspruchsvollen Parcours ausmacht.“
Die Tiere haben dafür keinen Blick: Über Nacht hat ein Rudel Rehe seine Spuren im Sand hinterlassen, nichts weist an diesem Morgen darauf hin, dass diese Idylle nur eine Momentaufnahme ist. Um kurz nach neun jedoch rumpelt ein Sattelkipper über die Platzauffahrt, beladen mit 28 Tonnen lehmbraunem Sand. Zankel muss den Fahrer einweisen, der Sand soll gleich an Hügel drei abgeladen werden, sodass er ihn später nicht mühsam wieder aufladen und mit seinem roten Radlader über die ganze Anlage fahren muss.
An manchen Tagen hat das Geschehen in Tensfeld etwas von einer Großbaustelle, nur dass Zankel niemals fertig wird. Hügel entstehen und verschwinden wieder, Kurven wachsen und verengen sich, und dem Unkraut, das die Strecke mit Macht begrünen möchte, ist stets nur ein kurzes Leben beschieden. Für die MX Masters arbeitet er das ganze Jahr, in Spitzenzeiten hat er mehr als zehn Helfer, die an die 400 Tonnen Sand auf Sprunghügel und in Kurven verbauen. Der rote Radlader kennt zum Glück keinen Feierabend. „Strecke schieben“ nennt Zankel das, und in der letzten Woche vor der Veranstaltung wird rund um die Uhr geschoben.
Mit dem Rennen beginnt es von vorn
Am dritten Juli-Wochenende, wenn die schnellen Maschinen beim MX Masters über die Strecke jagen, kann Zankel schon wieder anfangen, sich um Sand zu kümmern. Der alte klebt an den Motoren, der Wind trägt ihn auf nahe gelegene Felder, die Fahrer und ihre Helferteams schleppen ihn kiloweise davon und merken das erst, wenn sie wieder zu Hause sind. Für den Streckenwart hat der Kreislauf da schon längst von vorn begonnen – er muss die nächsten Rennen für das Jahr 2018 vorbereiten.
Noch mehr Infos auf der Website des MCE Tensfeld.
Autor & Fotografie: Ulf Evert