Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt: Das Berliner Startup Chargery bringt den Strom zum Auto und könnte damit eine sich auftuende Marktlücke schließen.

Berliner Start-up CHARGERY liefert Strom für schlappe E-Autos auf Bestellung per Fahrradkurier samt Akku-Anhäner direkt zum Auto.

Ausgerechnet die fossile Konkurrenz  lieferte den Anstoß für das Startup von Christian Lang, das sich voll und ganz der E-Mobilität verschreibt. Der Nachtank-Service des britischen Automobilherstellers Bentley ließ in dem studierten Diplom-Kaufmann die Idee eines ähnlichen Konzepts für E-Autos keimen. „Damals fuhr ich mit einem elektrischen Auto. Und der Fußweg von meiner Wohnung zur Ladesäule war auf Dauer einfach nervig“, erinnert sich der heutige CEO der Firma Chargery.

Das Startup in Berlin-Mitte verspricht die mobile Ladung von Elektro-Autos mit nachhaltig produziertem Strom. Mit herkömmlichen Bikes bringen Lang und seine beiden Mitgründer Philipp Anders und Dr. Paul Stuke diesen höchstpersönlich zu ihren Kunden. Der Anhänger, gefüllt mit Lithium-Ionen-Akkus der Firma Greenpack, trägt die Ladestation. Das Arbeitsgebiet erstreckt sich zunächst auf einen Radius von vier Kilometern um ihr Büro.

Das Berliner Startup CHARGERY liefert Strom für schlappe E-Autos auf Bestellung per Fahrradkurier samt Akku-Anhänger direkt zum Auto.

Berlin ist nur der Anfang

Aktuell befindet sich das Startup in der Testphase und beliefert ausschließlich Autos des Carsharing-Angebots DriveNow. Es geht um triviale Fragen: Sind Bordsteine und die Anstiege mit dem Anhänger zu bewältigen? Wie sieht die optimale Ausrichtung der Ladesäule am Auto aus?

Die Feldtests laufen erfolgreich. So erhielt das Unternehmen jüngst eine Top10-Platzierung des Greentec Awards, dem bedeutendsten Umweltpreis weltweit. Der Businessplan der drei Unternehmer ist entsprechend ehrgeizig: zeitnah sollen weitere Kuriere eingestellt, das Gebiet in Berlin schrittweise erweitert werden. Der Sprung in weitere Städte soll bereits im nächsten Jahr erfolgen.

“Wir sprechen die Laternenparker an”

Zunächst einmal soll der Service dem Endkunden direkt angeboten werden. „Wir sprechen ganz klar die Laternenparker an, die keine private Lademöglichkeit haben“, umreißt Lang die Zielgruppe, die auch finanziell profitieren soll. Aktuell berechnen feste Ladesäulen zumeist nicht die Strommenge, sondern die Standdauer. Der Ladevorgang über Nacht kann da schnell zu einem teuren Vergnügen werden.

Die Investitionen von Seiten der Politik in die Ladeinfrastruktur sieht Technik-Chef Dr. Stuke als Rückenwind: „Durch diese Maßnahmen sollen mehr Menschen von E-Autos überzeugt werden. Da entstehen eher Synergien, als Konkurrenzsituationen.“ Auch das europäische Ausland könnte durch den Abschied vom Otto-Motor schon bald Ziel der drei Unternehmer werden.

Text: Leon Strohmaier
Bilder: Benjamin Pritzkuleit, Leon Strohmaier