Damit die Besucher des Hansa Parks gefahrlos Attraktionen wie den Schwur des Kärnan bezwingen können, kontrolliert Cheftechniker Henrik Kazanczuk jeden Morgen die Fahrgeschäfte.

Technischer Leiter Henrik Kazanczuk vor seiner Lieblingsbahn: Dem Kärnan

In der Einstiegsstation ist es erstaunlich still. Keine aufgeregten und nervösen Stimmen der Besucher erfüllen den ungewöhnlich hell erleuchteten Bahnhof. Der Schwur des Kärnan, eine der beiden höchsten Achterbahnen Deutschlands, steht still. Noch.

Dicke, schwarze Schläuche ragen aus dem Boden und führen zu merkwürdigen Kästen auf den Sitzen einer der Achterbahnwagen. Konzentriert beugt sich der Technische Leiter des Hansa Parks, Henrik Kazanczuk, darüber. „Damit testen wir die Hydraulikanlage, die die Bügel während der Fahrt festhält“. Auf einem Bildschirm am Rande des Bahnsteigs leuchten alle Felder grün auf. Zufrieden verstaut Kazanczuk die Kabel in einem für die Besucher unsichtbaren Kasten.
Sein Kollege Uwe Figur prüft unterdessen aus einem Wartungsgraben unter der Station die Wagen mit einer Taschenlampe. Genauestens nimmt er das Material und die Reifen unter die Lupe. Auch hier lautet das Ergebnis: Alles in Ordnung.

Der 80 Meter hohe Turm des Kärnan wird für die Prüfung hell erleuchtet

Über 100 Prüfpunkte auf der gesamten Strecke werden an bis zu zwei Stunden abends und vier Stunden morgens allein am Kärnan abgearbeitet. Drei Mitarbeiter investieren dabei jeden Tag insgesamt fünf Arbeitsstunden, um die Sicherheitsprüfungen abzuschließen. Mit ihrem senkrechten Kettenhügel inklusive Rückwärtsfreifall aus über 60 Metern und einer maximalen Höhe von 73 Metern ist die Rekordbahn weltweit einzigartig. Wenn in nur einer halben Stunde die ersten Besucher einsteigen, erreichen sie mit den Wagen Geschwindigkeiten von rund 130 km/h und werden mit bis zu 5 g belastet. Das bedeutet, dass unterwegs für kurze Zeit Kräfte mit dem fünffachen des eigenen Gewichtes an den Besuchern zerren.

 

 

Wenig später die Prüfliste abgearbeitet und alle Mitarbeiter haben sich hinter die Sicherheitsabsperrung begeben. Das Arbeitslicht erlischt und der Raum wird in eine grün-blaue Dämmerstimmung versetzt. Während der Soundtrack einsetzt, beginnt die erste Fahrt des Tages, die immer eine Leerfahrt ist. Während der Zug sich in Bewegung setzt, horchen die Techniker und Operator ganz genau hin: „Wir kennen die Bahn in- uns auswendig. Jedes Geräusch, jedes Ruckeln ist uns vertraut“, erklärt Henrik Kazanczuk

 

41 Jahre alt und immer noch gut in Schuss: Der Wellenreiter

Kazanczuk macht sich auf den Weg zur letzten Station seiner heutigen Prüfung. Der Wellenreiter ist das genaue Gegenteil des Kärnan: 41 Jahre alt und wenig Computertechnik, dafür viel Mechanik. Das nach wie vor beliebte Familienkarussell steht seit 1977 im Park.  Dank der guten Pflege dreht es noch immer seine Runden. Routiniert werden alle Checks durchgeführt. Das geht deutlich schneller, als bei den hochkomplexen Achterbahnen. Nach einer halben Stunde und einer Leerfahrt ist auch dieses Fahrgeschäft bereit für den Tag.Man darf nie vergessen: Wir machen hier nichts anderes als Personenbeförderung. Da muss die Sicherheit immer an erster Stelle stehen“, sagt Kazanczuk.

 

 

Von hinten hallen vergnügte Schreie durch den Park. Der Schwur des Kärnan hat seine ersten Passagiere an Bord genommen.

Autor: Hans Pieper
Bilder: Gulliver Theis