Das BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin bietet ein spezielles Programm zur Prävention von Unfällen junger Fahranfänger. Bleibende Eindrücke und blasse Gesichter sind garantiert.
Neben Pausen und Ferien gehören Exkursionen zu den schönen Seiten der Schulzeit. Die beruhigende Gewissheit, einmal keine Hausaufgaben aufgedrückt zu bekommen, lassen den angepeilten Lerneffekt eines solchen Ausflugs schnell in den Hintergrund rücken. Da stellt die 10. Klasse des Alexander von Humboldt Gymnasiums zunächst keine Ausnahme dar, als sie das BG Klinikum Unfallkrankenhaus in Berlin-Marzahn zur Prävention von alkohol- und risikobedingten Traumen bei Jugendlichen, kurz P.A.R.T.Y., besuchen.
Die Feierlaune vergeht jedoch schlagartig, als sich die Tür von Zimmer 14 der Intensivstation öffnet. In einem Bett, angeschlossen an unzähligen Schläuchen, Kabeln und Apparaturen, liegt ein Mann, von Stationsarzt Dr. Adrian Schalow als Herr D. vorgestellt. Sein Zustand zeugt von seinen schwerwiegenden Verletzungen. Eine Gehirnblutung, zahlreiche Frakturen unter anderem im Gesicht, am Becken, am Rückgrat, Hals und Brustbein lassen keine Vorhersagen zu, ob Herr D. überleben wird. „Wenn“, betont Dr. Schalow, „wartet ein langer Weg zurück auf ihn.“
Ein Verkehrstod betrifft 113 Menschen
Schüler und Lehrer haben zu diesem Zeitpunkt jegliche Gesichtsfarbe verloren. Der Schock in Kombination mit dem eindringlichen Piepen der Maschinen und dem stets präsenten Geruch nach Desinfektionsmittel zwingen die ersten zur Flucht aus Zimmer 14.
Es ist die im wahrsten Sinne des Wortes „intensivste“ Erfahrung dieses Tages, die zugleich das Ziel von P.A.R.T.Y. deutlich macht. Das BG Klinikum will Jugendlichen, die bald ihren Führerschein in Angriff nehmen, verdeutlichen, welchen Einfluss eine schwere Verletzung sowohl auf Opfer als auch auf deren Familien und Freunden haben kann. Laut einer Statistik des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur betrifft der Verkehrstod eines Menschen im Durchschnitt 113 Personen unmittelbar. „Bis 35 Jahren sterben die meisten Menschen nicht an Krankheiten, sondern wegen Traumata, also Verletzungen. Ganz gleich, ob selbst- oder fremdverschuldet“, erklärt Dr. Schalow.
Erfolgreichstes Präventions-Programm der Welt
P.A.R.T.Y. gehört laut Aussagen der Klinik zu den erfolgreichsten Präventions-Programmen der Welt. Als die Schüler nach weiteren Zwischenstopps auf der „normalen“ Station, im Rettungswagen und dem Schockraum schließlich wieder zu lachen und albern anfangen, stellt sich dennoch die Frage der Nachhaltigkeit. Theodor, einer der Schüler, ist da ehrlich: „Natürlich wird der eine oder andere schon bald nicht mehr an heute denken. Aber es wird auch welche geben, denen es im Hinterkopf bleibt. Irgendwo.“ Einer von diesen ist sein Mitschüler Peter, Motocrosser des ADAC Ortsclubs MSG Eberswalde.
„Auf meine Freude am Sport wird der Tag keinen Einfluss nehmen. Aber wenn ich das nächste Mal mit dem Fahrrad zur Schule fahre, werde ich wohl einen Helm tragen“, verspricht der 15-Jährige. Denn Peter hat gesehen, wie schnell die P.A.R.T.Y. vorbei sein kann.
Text: Leon Strohmaier
Foto: Stefan Zeitz Photography