Für viele ist das Innenleben ihres Autos unbekannt. Doch es gibt Berliner, die trotzdem selber losschrauben. Zu Besuch in einer Selbstreparatur-Werkstatt.

Muss man wegen jeder Kleinigkeit mit seinem Wagen in die Werkstatt? Könnte man die defekte Birne vom Scheinwerfer nicht selber austauschen? Und der Ölwechsel, kriegt man den nicht vielleicht auch hin? In Berlin kann man dafür eine Reihe von sogenannte Selbstreparatur-Werkstätten ansteuern. Hier gibt es Hebebühnen, Spezialwerkzeuge oder ein Kfz-Diagnosegerät gegen eine kleine Gebühr. Doch ob man vor Ort auch Hilfe von einem Profi bekommt, wenn man nicht weiterweiß, ist nicht garantiert.

Ein Profi ist Kfz-Meister Dirk Bendix, 54 Jahre alt und Chef der Selbstreparatur-Werkstatt in Lichtenberg. 1994 hat der große Mann mit dem festen Händedruck mit der Selbstreparatur angefangen. Schnell stieg die Nachfrage; heute kommt die Hälfte seiner Kunden zur Selbstreparatur.

Kfz-Meister Dirk Bendix, 54

„… dann ist er hier falsch.

Doch bevor man loslegen darf, fragt Bendix, was man vorhat und ob man Ahnung davon hat. Diese Vorauswahl ist wichtig, denn „wenn jemand nach jeder Schraube fragen muss, ob das richtig ist, dann ist er hier falsch“, macht Bendix deutlich. Klar beantworte er Fragen und schaue auch noch einmal drüber – aber eben nicht die ganze Zeit.

Seine Kunden „sind selber Schrauber oder Schlosser, die haben Ahnung“, sagt er. Dann sind da die Oldtimer-Fans, die sich vieles angelernt haben. Und dann kommen jene, die mit Reparatur-Lehrbüchern arbeiten und wissen wollen, ob sie es können.

Er kam, sah und musste wieder weg

„Am wichtigsten ist es, Zeit mitzubringen“, erklärt Bendix. Er erinnert sich an einen Kunden, der kam hektisch um 13 Uhr, um „schnell mal“ den Auspuff zu wechseln. Um 19 Uhr gab dieser entnervt auf und überließ Bendix den Rest.

An diesem Mittwoch ist nur eine Hebebühne in Betrieb. Kurt Zimmermann, 67, aus Weißensee, überprüft, warum seine Handbremse nicht funktioniert. Erst baut er die Hinterräder ab, dann untersucht er die Handbremsseile, dann flucht er. Die Ummantelung ist rissig. „Die muss ich austauschen“, sagt er. Dafür wird er aber noch einmal wiederkommen, weil er erst die Ersatzteile besorgen muss.

Selbstbastler Kurt sucht das Handbremsseil unter seinem Auto.
Selbstbastler Kurt sucht das Handbremsseil unter seinem Auto.

Bei Sicherheit auf Nummer sicher

„Bei Ersatzteilen rate ich zu den guten Markenartikeln“, sagt Jörg Kirst, Technik-Experte des ADAC Berlin-Brandenburg. Generell warnt er davor, sich bei der Selbstreparatur zu überschätzen und nur jene Werkstätten anzusteuern, in denen auch ein ansprechbarer Fachmann vor Ort ist. „Und alles was mit der unmittelbaren Sicherheit zu tun hat, Lenkung und Bremsen beispielsweise, würde ich wirklich nur von den Profis machen lassen.“

 

Text & Foto: Karl Grünberg