Zwischen Monstertruck und Ressourcen-Schoner: Auch in Niedersachsen sind die Gigaliner unterwegs. Die Erfahrungen der Spediteure – und die Meinung des Clubs.

Gigaliner bei hellmann Worldwide Logistics

Bis zu 25 Meter lang sind die Laster, die seit gut einem Jahr von mehreren Speditionen in Niedersachsen im Regelbetrieb eingesetzt werden. Das sind sechs Meter mehr als bei normalen Lkw. Diese Ausmaße   machen viele Autofahrer skeptisch: In einer Umfrage sprachen sich im Sommer 2016 fast drei Viertel der Autofahrer gegen den Einsatz der übergroßen Laster auf Deutschlands Straßen aus.

Hellmann Worldwide Logistics
René Stöcker, Geschäftsleiter bei Hellmann Worldwide Logistics

René Stöcker, Geschäftsleiter bei Hellmann Worldwide Logistics in Osnabrück, ist dagegen vom Nutzen der Lang-Lkw überzeugt. Er glaubt, dass die Skepsis gegenüber den Gigalinern in erster Linie

am fehlenden Wissen der Autofahrer liegt: Vielen sei nicht bekannt, dass für die Lang-Lkw auf Autobahnen ein absolutes Überholverbot gilt und Innenstädte für sie tabu sind. Auch die Sorge, sie würden durch ihr zu hohes Gewicht Straßen beschädigen, sei unbegründet.

 

Die Logistikunternehmen setzen große Hoffnung in die Gigaliner

Schließlich würden sie für den Transport relativ leichter, dafür aber platzraubender Gütern eingesetzt – zum Beispiel von Möbeln oder Dämmmaterial. Genau wie normale Lkw dürfen sie höchstens 44 Tonnen wiegen. Stöcker sagt: „Die Ladung für vormals drei Fahrten wird mit zwei Touren transportiert – das sorgt für mehr Sicherheit, schont die Umwelt und die Straßen.“

In der Fahrkabine eines Gigaliners
Gesetzliche Voraussetzung für den Betrieb ist, dass am Steuer der Lkw speziell geschulte Fahrer sitzen und die Gigaliner mit allen verfügbaren Sicherheits- und Assistenzsystemen ausgestattet sind.
Ein Gigaliner der Hellmann Worldwide Logistics Osnabrück

 

 

 

 

 

 

Das sieht Matthias Biedenkopf, Manager bei der VW-Konzernlogistik, ganz ähnlich. Täglich fahren sieben Großlaster zum Wolfsburger Werk und pendeln zwischen Braunschweig und Emden. Biedenkopf geht davon aus, dass VW in Europa jährlich über 10.000 Fahrten und damit drei Millionen Kilometer einsparen könnte. Die Voraussetzung: Mehr Strecken im Inland und der grenzüberschreitende Verkehr müssten für die Lang-Lkw freigegeben werden.

Text: Britta Grashorn
Fotos: Isabell Massel

STANDPUNKT ADAC NIEDERSACHSEN/SACHSEN-ANHALT

Hohe Auflagen

Für den ADAC in Niedersachsen ist der Dauerbetrieb von Lang-Lkw unter Beibehaltung der aktuellen, strengen Auflagen eine gute Alternative. Eine Gefahr für den Straßenverkehr sehen die Club-Experten nicht – solange es beim festgelegten Streckennetz und bei der Gewichtsbegrenzung von 44 Tonnen bleibt. Zudem ist gesetzliche Voraussetzung für den Betrieb, dass am Steuer der Lkw speziell geschulte Fahrer sitzen und die Gigaliner mit allen verfügbaren Sicherheits- und Assistenzsystemen ausgestattet sind.