Axel Budde baut in einer sehr kleinen Werkstatt in Hamburg Wilhelmsburg sehr exklusive Motorräder. Verkauft werden sie in die ganze Welt. Ein Besuch in einer ungewöhnlichen Manufaktur.
Die Kaffeemaschine wiegt 181 Kilo. Sie ist rot-schwarz lackiert, schlicht, schnell – und sie trägt die Nummer 22. Was man wissen muss: „Kaffeemaschine“ heißt die Motorradmarke von Axel Budde. Das Logo besteht aus einer stilisierten Kaffeebohne und die Nummer 22 ist sein neuestes Werk. Seit fast acht Jahren fertigt der 42-Jährige Motorräder auf Basis von alten Moto Guzzis. Seine Modelle erinnern an sogenannte Café Racer, zur Rennmaschine umgebaute englische Serienmotorräder aus den 60ern. Streng genommen ist Axel Budde „Customizer“, allerdings denkt man bei dem Begriff eher an ölbefleckte Bärte und speckige Lederjacken und nicht an jemanden, dessen Frisur so akkurat sitzt, als hätte man sie mit einer Feder getuscht. Im übrigen stammt Budde auch nicht aus dem Motorrad-Bereich, sondern aus der Fotografie. Früher konstruierte er Rigs, Gestelle, mit denen Kameras an Fahrzeuge montiert wurden. Mit der Digitalisierung blieben die Jobs aus, er jobbte im Café und bastelte in seinem Hinterhof an seiner Moto Guzzi. Bis ein Anruf aus England kam. Jemand hatte im Internet Bilder von der Maschine gesehen. „Kannst du mir auch so eine bauen?“ fragte der Anrufer. Axel konnte.
Seitdem konstruiert er neue Motorräder aus alten. Motorräder, die so puristisch und durchdacht sind, dass sie sogar für jemanden, der keinen blassen Schimmer von der Materie hat, wie metallene Kunstwerke aussehen. Was eben daran liegt, dass Budde nicht nur an alten Maschinen schraubt. Er denkt über jedes Teil nach, jede Aussparung – und jede Linie. Bis auf Lackierung, Leder und große Motorgehäuse macht Axel Budde alles selbst. An der Nummer 22 wurde zum Beispiel jede Schraube abgedreht und jede Speiche ein bisschen dünner geschliffen.
Das klingt ein bisschen irre, und offen gestanden ist es das auch. Darüber lächelt Axel Budde charmant hinweg: „Es gibt viele andere, die denken pragmatischer als ich. Aber ich mache das mit Akribie wett.“ Fragt sich natürlich trotzdem, was einen Menschen antreibt, sich in eine 40 Quadratmeter große Werkstatt zu setzen und über Metallteile zu sinnieren. Budde: „Meine Mission ist die des Bewahrens und des Optimierens. Ich baue Motorräder, die man versteht. Es sind simple und verständliche Produkte.“ Das klingt einfach, dabei ist die Technik hochgradig modern. Buddes elegante Pedanterie spricht sich herum. In der Szene kennt man seinen Namen, seine Kunden kommen aus den USA, der Schweiz oder Monaco. Und: Er schraubt nicht mehr allein. Inzwischen steht ihm Mitarbeiter Jan Kirchner zur Seite, ein Partner ist mit eingestiegen und zum Ende des Jahres zieht die Firma in die Speicherstadt.
Bis dahin geht Budde in die anliegende Mini-Küche, um Kaffee zu kochen. Die Espresso-Handhebel-Maschine ist eine La Pavoni, wer möchte, kann mit dem Motorradbauer auch stundenlang über Siebträger und Aufheizzeit sprechen. Natürlich ist die La Pavoni ein italienischer Klassiker, der für sein Design und seine Langlebigkeit bekannt ist. Und der Kaffee? Der schmeckt schlicht hervorragend.
Autorin: Wiebke Brauer
Fotos: Dennis Williamson