Bei der ersten deutschen Schneepflug-Meisterschaft in Brandenburg räumten zwei Heimteams die Titel ab. Ein Wettkampf, bei dem selbst die Winterprofis ins Schwitzen kamen.

Sonst Kollegen, heute Konkurrenten: Die Fahrer der beiden Brandenburger Teams Enrico Helmke (l.) und Mathias Pötsch (r.).

Der Mann im knallorangenen Overall nippt am Kaffee und zieht nervös an seiner Zigarette. „Anspannung muss sein“, sagt Mathias Pötsch von der Straßenmeisterei Luckau in Brandenburg. Hinter ihm auf dem Parcours rauscht ein 16,5 Tonnen schwerer Unimog vorbei, schiebt Fässer mit dem Schneepflug vorwärts, absolviert eine Slalomstrecke und fährt durch eine Gasse ins Ziel – mit einer Spitzenzeit von nur 2:48 Minuten. Pötsch ist beeindruckt von den Kollegen der Autobahnmeisterei Rangsdorf, die an diesem Tag Konkurrenten sind.

Mitten im Spätsommer ging es auf dem Gelände des Landesbetriebs für Straßenwesen im brandenburgischen Stolpe darum, zu simulieren, wer bei Schnee und Eisregen auf deutschen Straßen am coolsten bleibt. Acht Zweier-Teams aus fünf Bundesländern waren angereist zur ersten deutschen Schneepflug-Meisterschaft. Initiiert hatte den Wettkampf Horst Hanke von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen. „Wir wollen den Leuten bewusst machen, was unsere Jungs leisten, wenn sie nachts im Winterdienst unterwegs sind“, erklärt er.

Millimeterarbeit auf Zeit

Jetzt muss der Brandenburger Mathias Pötsch auf die Piste. Der 36-Jährige steigt in den Unimog, sein Teamkollege Sebastian Tschammer, 19, nimmt auf dem Beifahrersitz Platz. Die Fahrertür knallt zu, Pötsch öffnet den Reißverschluss seines Overalls. Das Startsignal ertönt, dann gibt er Gas. Zackig manövriert er den Wagen durch den Slalomparcours. Von einer Rampe aus schiebt der Unimog mit dem vorne montierten Schneepflug ein Hindernis beiseite. Die Pyramide wackelt gefährlich. Der Wagen fährt nun rückwärts ins Ziel. Die Zeit: 3:11 Minuten.

Punktgenau rangieren, vorbei an engen Straßen, parkenden Autos und Bordsteinen – all das müssen Straßenwärter auch in ihrem Arbeitsalltag leisten. „Das ist nicht ohne“, erklärt Hanke. Diese Situation habe man im Wettkampf abbilden wollen.

Weltmeister aus Brandenburg? Durchaus möglich!

„Der Winterdienst ist sehr belastend“, sagt auch Mathias Pötsch, Straßenwärter seit 19 Jahren. Während es im Sommer und Herbst vor allem um Straßenreparaturen und Grünpflege geht, verlangt die Arbeit im Winter – nachts, in Schichtdiensten und bei schlechten Sichtverhältnissen – den Kraftfahrern einiges ab. „Das Schlimmste ist, wenn man auf winterglatter Fahrbahn überholt und ausgebremst wird“, erzählt der Brandenburger. „Für einige sind wir nur die Bremser, dabei arbeiten wir nicht gegen, sondern für die Sicherheit der Leute.“

Dennoch: Dass Straßenwärter ihre Arbeit trotz Herausforderungen mit Bravour meistern, zeigen die Männer in Orange selbst auf trockenem Wettkampf-Parcours. „Ob Schnee oder nicht, der Schwierigkeitsgrad ist sehr hoch“, sagt Pötsch, nachdem er erleichtert aus dem Unimog hüpft. Von dort aus geht es weiter zum Siegertreppchen: Das Duo aus Luckau landet auf Platz zwei. Den Meistertitel räumt die Brandenburger Konkurrenz ab: Enrico Helmke und Tom Schultchen von der Autobahnmeisterei Rangsdorf am südlichen Berliner Ring. Gemeinsam mit den Drittplatzierten aus NRW geht es im Februar zur WM nach Danzig. Bis dahin gibt es für Pötsch und seine Kollegen einiges zu tun: Der Winter naht.

Text, Foto: Diana Bade