Jeder Autofahrer kennt sie: Die braunen Schilder an der Autobahn. Aber fährt tatsächlich jemand deswegen ab? Ja, unser Autor Hans Pieper. Eine spannende Reise durch Mecklenburg-Vorpommern.
Mit einem Bild und wenigen Wörtern machen braune Schilder am Rand der Autobahn auf Sehenswürdigkeiten aufmerksam. „Touristische Unterrichtungstafeln“ heißen diese Aufsteller offiziell. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es 173 davon. 106 stehen allein an der A20. Auf meiner Reise möchte ich fünf dieser Empfehlungen folgen und entdecken, was sich dahinter verbirgt.
Station 1: Dorf Mecklenburg
Meine Reise beginnt dort, wo auch das Bundesland seinen Ursprung hat. Von der namensgebenden Mecklenburg ist nicht mehr viel übrig, in einem idyllischen Waldstück erinnert ein Gedenkstein an das Gebäude. Erstmals erwähnt wurde die Festung 965. Im Laufe ihrer Geschichte wurde sie mehrfach zerstört, zuletzt und endgültig 1322. Ein Teil der Mecklenburg lebt aber im sechs Kilometer entfernten Wismar weiter: Das Material wurde nach einem Abriss 1256 für den Bau des Schlosses Fürstenhof verwendet. Vom Parkplatz an der Burg sind Wanderungen durch die schöne Landschaft möglich. Der gesamte Ort strahlt eine entspannende Ruhe aus. Im Rest der Gemeinde erwarten den Besucher eine beeindruckende Kirche aus dem 14. Jahrhundert und eine Holländerwindmühle, die zu einem Restaurant umgebaut wurde.
Mehr Informationen auf der offiziellen Webseite.
Station 2: Künstlerkolonie Schwaan
47 Kilometer von der Wiege Mecklenburgs entfernt beherbergt eine ehemalige Wassermühle eine Ausstellung bedeutsame Bilder aus der Region. Zwischen 1850 und 1910 hatte sich ein kleiner Kreis von Künstlern zusammengetan, um idyllische Landschaften auf die Leinwand zu bringen. Eine Art vormoderner Meditationskurs, um dem Stress der großen Städte zu entkommen. Und tatsächlich: Die in der ehemaligen Wassermühle Schwaan gezeigten Bilder strahlen eine fast schon magische Ruhe aus.
Mehr Informationen auf der Webseite des Kunstmuseum Schwaan.
Station 3: Burg Klempenow
25 braune Schilder und 132 Kilometer weiter wartet die Burg Klempenow auf Besucher. In dem zum Teil über 700 Jahre alten Gemäuer treffen unterschiedliche Bauepochen aufeinander. Besonders beeindruckend finde ich den großen Burgsaal, in dem Steinmauern auf ein Holzgewölbe treffen. Draußen entdecke ich eine weitere Attraktion vor Ort: Direkt bei der Burg befindet sich eine Kanustation. Dort treffe ich auf Anne Buth, die seit kurzem den Verleih übernommen hat und mir Tipps für meinen Ausflug auf dem Wasser gibt. Wenig später paddele ich über die verschlungene Tolense, die durch hohes Schilf an den Ufern begrenzt wird. Bei der Tour ist ein schöner Blick auf die Burg inklusive. Nach einer Pause tausche ich das Paddel gegen den Autoschlüssel, um zur letzten Station meiner Reise aufzubrechen.
Mehr Informationen zur Burg und zur Kanustation.
Station 4: Woldegk
„Stadt der Windmühlen“ wird Woldegk auf der touristischen Informationstafel bezeichnet. Sechs Mal werden Besucher in dem Ort fündig. In der Ehlertschen Mühle wird gezeigt, wie 1886 Weizen gemahlen wurde. Auch ein weiteres dieser Gebäude kann von innen betrachtet werden. Im Mühlencafé Woldegk werden unterdessen klassische Mecklenburger Spezialitäten serviert. Leider ist montags Ruhetag, sodass ich mein Abendessen andernorts genieße.
Mehr Informationen auf der offiziellen Webseite der Stadt.
Meine Reise endet mit der Erkenntnis, dass sich hinter den braunen Schildern oft mehr verbirgt, als ich beim kurzen Vorbeifahren vermutet hätte.
Autor: Hans Pieper
Bilder Künstlerkolonie Schwaan: Monika Hildebrandt
Alle übrigen Bilder: Dennis Williamson