Hardy Leben und Julien Schütte haben an der nördlichsten Rallye der Welt teilgenommen. Und das für einen guten Zweck: Sie haben Spenden für ein Kinderhospiz gesammelt.
Manche Abenteuer fangen mit einer Schnapsidee an. Den Entschluss an der Baltic Sea Circle Rallye teilzunehmen, haben die zwei Straßenwachthelfer Hardy Leben und Julien Schütte aus einer Bierlaune heraus getroffen. „Uns war klar: Wenn wir das beschließen, dann ziehen wir das auch durch!“ erinnert sich Julien Schütte an den Abend, an dem alles begann.
Die Baltic Sea Circle Rallye führt von Hamburg über Skandinavien, Nordkap, Russland, die baltischen Staaten und Polen zurück nach Deutschland. Die Teams müssen rund 7.500 km zum Teil auf Schotterstrecken absolvieren und dabei auf GPS und Navi verzichten. Nur Autos älter als 15 Jahre sind zugelassen.
Hardy Leben trieb in Holland für kleines Geld einen 32 Jahre alten VW Passat auf, dessen größter Vorzug seine signalgelbe Farbe war. Denn der Wagen sollte in ein ADAC Pannenfahrzeug umgewandelt werden. Neben der Beschriftung und Beleuchtung gehört dazu auch die Werkzeugausstattung, die den kompletten Kofferraum einnimmt. Um trotzdem Gepäck und Ersatzteile mitnehmen zu können, haben die Beiden aus einem Bettgestell einen Dachgepäckträger geschweißt.
Nicht allein der Umbau zum Pannenhilfefahrzeug sorgte für lange Nächte: „Den alten Motor mussten wir tauschen, da er einen Riss im Motorblock hatte. Doch auch der Ersatzmotor lief nicht richtig. Wir mussten dann noch einmal Motor und Getriebe wechseln“, erklärt Leben. Motor Nummer drei lief zuverlässig, auch wenn sich herausstellte, dass das gleichzeitig gewechselte Getriebe nicht passte. „Statt 140 fuhr der Passat nur noch maximal 120 km/h“. Das war leicht zu verkraften, da man auf der Tour sowieso keine Autobahnen nutzen darf. In der Nacht vor der Abfahrt wurde es noch einmal anstrengend: Bis morgens um halb drei wurden Auto und Reise vorbereitet.
Auch wenn die Begegnungen am Tage selten sind, so ist der Zusammenhalt zwischen den Teams sehr hoch. Das gemeinsame Ziel schafft Solidarität. „Uns wurde auch schon ganz spontan ein Hotelzimmer angeboten, weil das Team lieber im Dachzelt schlief und nur die Dusche nutzen wollte.“ erinnert sich Schütte. Hardys und Juliens Beliebtheit im Feld war auch ihrer Hilfsbereitschaft geschuldet. Insgesamt 14 Mal haben die Straßenwachtfahrer technischen und oft auch seelischen Beistand geleistet. Und das bei Temperaturen von bis zu minus 30 Grad. „Bei einem Saab ist die Spannrolle des Flachriemens zerbröselt. Wir haben improvisiert und eine Zahnriemen-Spannrolle von unserem Passat eingebaut. Sie passte zum Glück! Sonst wäre die Rallye für das Team vorbei gewesen. Ein Gänsehaut-Moment.“
Auch ihr eigenes Gefährt brauchte Aufmerksamkeit. So wechselten sie die hinteren Radlager in einem Tunnel, um sich vor der Kälte zu schützen. Entschädigt wurden sie dafür mit vielen „magischen Momenten“ wie tanzenden Nordlichtern und das Erreichen des Nordkaps.
Leben und Schütte sind aber nicht nur bei der Rallye angetreten, um die eigene Abenteuerlust zu befriedigen. Mit ihrer Aktion wollten sie insgesamt 10.000 Euro für das Kinderhospiz Syke bei Bremen sammeln. Bereits auf der Rückfahrt hatten sie das Ziel locker erreicht. Die Tour wird für die Beiden damit auch im wörtlichen Sinn bleibenden Eindruck hinterlassen. Denn sie haben vor der Rallye versprochen, dass sie sich ab dieser Spendensumme das Logo des Hospizes tätowieren lassen. Und wenn die beiden zusammen etwas beschließen ….
Autor: Christian Hieff
Bilder: Julien Schütte