Der Hamburger Kai Markus Xiong hat sich auf den Weg nach Schanghai gemacht – zu Fuß. Begleitet wird dabei von einem automobilen Dauerläufer: einem VW Käfer Baujahr 1984.

Am 12. März beginnt für Kai Markus Xiong sein großer Lebenstraum. Vor der Elbphilharmonie startet er unter dem Jubel der Zuschauer zu seinem „Kulturmarathon“. Bis November will er die Strecke bis zur chinesischen Millionenmetropole im Laufschritt zurücklegen. „Vorurteile abbauen statt Mauern errichten ist das Motto. Das Projekt steht im Zeichen der Völkerverständigung“, erläutert der Extremsportler seine Motivation.

Herkules und Sisyphos stehen bei diesem Projekt gleichermaßen Pate: 18,5 Millionen Mal muss er einen Fuß vor den anderen setzen, um sein Ziel zu erreichen.  Sein Laufpensum beträgt zwischen 60 und 80 Kilometer am Tag.  Die Strecke führt  ihn durch Wüsten und über 4.000 Meter hohe Gebirge. Nur alle neun Tage gönnt er sich eine Verschnaufpause,  um Land und Leute kennenzulernen.

Die Route führt an der alten Seidenstraße entlang durch Polen, Weißrussland, Russland Kasachstan, Usbekistan und  Kirgisien. An der chinesischen Grenze hat er die Hälfte der Wegstrecke geschafft. Von dort trennen ihn noch 6.000 km bis zur Millionenmetropole.  Circa 30 bis 40 Paar Schuhe wird der 44-Jährige dabei verbrauchen.

Doch bei seinem Abenteuer ist Xiong nicht völlig auf sich allein gestellt.  Begleitet wird er von Victor Neubauer in seinem VW Käfer Baujahr 1984. Obwohl Kai Markus Xiong sein Projekt circa ein Jahr lang plant, stößt sein Kompagnon erst kurz vor dem Start dazu. „Im Herbst hat mein Onkel mir den Käfer überlassen. Ich hatte den Plan, mit dem Oldtimer die Welt zu erkunden. Da ich die Idee von Kai Markus so toll fand, habe ich ihn im Februar gefragt, ob wir das nicht zusammen durchziehen wollen. Nach drei Tagen Bedenkzeit hat er ja gesagt“.

Das Projekt ist auch ein zwischenmenschliches Abenteuer. Denn obwohl beide sich erst wenige Wochen vor Beginn ihres Trips kennenlernen, teilen sie ein dreiviertel Jahr ihren Schlafplatz. Doch für Streitigkeiten ist auf der Tour im wahrsten Sinne des Wortes kein Platz.  Der Mini-Wohnwagen bietet eine circa 1,30 m schmale Liegefläche für die Schicksalsgefährten. Den spärlichen Platz im Wohnwagen müssen sie mit Ersatzteilen, Proviant und Gepäck teilen.  „Dafür hat der Wohnwagen ein Leergewicht von unter 500 kg. Mehr geht bei  34 PS auch nicht.“ erklärt Neubauer.

Die selbstgewählte Bescheidenheit ist dabei Prinzip. „Wir wollen mit den Menschen ins Gespräch kommen. Und das klappt mit dem Gespann einfach besser, als mit einem modernen SUV.  Mit dem Käfer fliegen einem die Herzen zu“, ergänzt Xiong.

Der gebürtige Bayer lebt die deutsch-chinesische Völkerverständigung auch im Privaten. Er ist mit einer Chinesin verheiratet, von der er auch den Familiennamen übernommen hat. Zusammen haben sie einen kleinen Sohn: „Die lange Trennung ist die größte Herausforderung“. Ein Grund mehr, die Strecke schnell hinter sich zu bringen. Denn im Ziel in Schanghai kommt es dann zur langersehnten „Familienzusammenführung“.

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Autor: Christian Hieff
Bilder und Video: Kai Markus Xiong