Unterwegs mit dem ehrenamtlichen Bürgerbusfahrer Detlev Haß im nordöstlichen Niedersachsen: Der 73-jährige Rentner holt seit zehn Jahren vor allem ältere Einwohner ab.

Der Bürgerbus fährt da, wo der ÖPNV nicht mehr fährt.

Ohne den Bürgerbus gäbe es für viele der etwa 12.000 Menschen, die in dem nördlichen Zipfel des ehemaligen Landkreises Soltau-Fallingbostel wohnen, unter der Woche kaum Möglichkeiten, ohne Auto zum Arzt, zur Apotheke und Therapie, zum Einkaufen oder Sport nach Schwarmstedt und zwei bis drei Stunden später wieder nach Hause zu kommen. Die Region Aller-Leine Tal ist kein Einzelfall. Allein in Niedersachsen sind zwischen Ems und Elbe mittlerweile mehr als 50 Bürgerbusse unterwegs. Rund 1.500 ehrenamtliche Vereinsaktive befördern jährlich mehr als 400.000 Fahrgäste. Verkehrsplaner auf Landes- und kommunaler Ebene schätzen diese „alternative Bedienform“ des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und finanzieren die Anschaffung der Fahrzeuge. Der Betrieb muss aus Spenden, Fahrgeld und Zuschüssen der Gemeinden bezahlt werden.

Die Bürgerbusvereine tragen dazu bei, zumindest eine minimale Grundversorgung aufrechtzuerhalten, wenn Busunternehmen nicht mehr kostendeckend fahren können oder sich auf die Schülerbeförderung beschränken. „Wir sind hier der ÖPNV“, sagt Detlev Haß. Er ist seit kurzem auch Vorsitzender des Schwarmstedter Bürgerbusvereins und dessen Fahrdienstleiter. Seit 2003 rollt der Kleinbus. Innerhalb von Schwarmstedt steuert der von einer Spezialfirma mit Niederflurausstieg und breiter Schwenktür für acht Passagiere ausgestattete VW-Transporter (T5) ein zentral gelegenes Einkaufszentrum, ein Ärztehaus, Rathaus und Altenheim, Lebensmittel-Discounter und den Bahnhof an. Wer nicht direkt an den Routen der Schulbusse wohnt, nicht von frühmorgens bis mittags im Zentrum ausharren oder Fahrpreise von 90 Euro im Monat bzw. 2,20 Euro pro Einzelticket bezahlen kann, der nimmt den Bürgerbus. 1,50 Euro kostet die einfache Fahrt, innerorts nur einen Euro.

 

 

 

 

 

Der Bus ist montags bis freitags von 7:45 bis 16:23 Uhr auf neun Touren unterwegs und legt täglich 320 Kilometer zurück. Jeder der 20 ehrenamtlichen Fahrer muss mindestens zwei Mal im Monat einen halben Tag ran. Detlev Haß engagiert sich fünf bis sechs Stunden in der Woche für die Mobilität seiner Mitbürger und ist den ganzen Tag für sein Fahrerteam erreichbar. Er genießt jede Busfahrt: „Ich kenne alle Fahrgäste. Wenn die richtige Mischung zusammenkommt, ist was los“.
Für ihn soll es die kommenden fünf Jahre noch so weitergehen.

Text: Britta Grashorn
Fotos: Jonas Kretschmann