Schleusen sind die Herzklappen des Wassertourismus in Berlin-Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Doch weil sie vernachlässigt werden, haben Touristen das Nachsehen.

Auf dem Trockenen: Statt Booten sind an der Schleuse in Zaaren nur Bagger zu sehen

Auf dem Wasser vor der Schleuse Zaaren ist es ruhig – zu ruhig. Wo eigentlich Schiffe unterwegs sein sollten, geht nichts mehr. Rostige Stahlpfeiler trennen eine Baustelle ab, die das Passieren der Wasserstraße Obere Havel unmöglich macht. Bagger stehen auf einem aufgeschütteten Weg bereit, doch die Fertigstellung verzögert sich immer weiter. Vor August bleibt Sport- und Hausboot-Kapitänen zu beiden Seiten der Schleuse nur eines: Umkehren.

Dass die wichtigste Wasserverbindung zwischen Brandenburg und der Mecklenburgischen Seenplatte fast den gesamten Sommer über gesperrt sein wird, wird zu einem Problem für den Tourismus und die Wirtschaft vor Ort. Jährlich sind etwa 10.000 Sportboote auf der Route unterwegs. In diesem Jahr ist die Hauptschlagader eine Sackgasse – mit Folgen für die regionale Wirtschaft.

Reeder Mike Pickran

Mike Pickran aus Malchow in Mecklenburg-Vorpommern bieten Flusskreuzfahrten u.a. auch nach Brandenburg an. Auf den Reisen steht er als Kapitän selbst hinter dem Steuerruder. Für ihn ist die Sperrung nicht nur ein logistische Herausforderung: „Auf dem Weg nach Brandenburg müssen wir einen kleinen Teil mit dem Reisebus überbrücken. Später wartet dann ein zweites Schiff auf meine Gäste. Wir bieten auf der Alternativroute zusätzliche Highlights für sie an, so dass für sie kein Nachteil entsteht. Aber die Mehrkosten muss ich als Unternehmer alleine tragen.“

Die Krise auf dem Wasser war jedoch lange absehbar. „Die Wassernebenstraßen wurden viel zu lange stiefmütterlich behandelt. Dabei finden genau dort der Wassertourismus und die Sportschifffahrt statt“, erklärt Dieter Hütte, Tourismusvorstand im ADAC Berlin-Brandenburg. Sein Kollege aus dem Regionalclub Hansa, Ralf Trimborn, fügt hinzu: „Dass diese Hauptverbindung so lange ausfällt, ist inakzeptabel. Wir brauchen mehr Aufmerksamkeit für die Wassernebenstraßen“.

Derzeit eine Einbahnstraße: Die Obere Havel

Denn die Schleuse in Zaaren ist längst nicht der einzige Abschnitt, an dem dringend Renovierungsarbeiten benötigt werden. Das Durchschnittsalter der Schleusen in Deutschland beträgt laut dem Bundesverkehrsministerium 105 Jahre. Derzeit ist nicht vorhersehbar, welche Schleuse als nächste ausfällt. Daher fordert der ADAC schnelle Investitionen und einen eigenen Posten im Bundeshaushalt für die Wassernebenstraßen. Denn nur so können sich die Urlaubsregionen aus der Sackgasse befreien, in die sie unfreiwillig manövriert wurden.

Profi Mike Pickran hingegen verspricht: „Die Sperrungen sind ärgerlich für mich als Unternehmer. Trotzdem lohnt der Urlaub auf dem Wasser in Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg. Es gibt einfach so viel zu entdecken.“

Autor: Hans Pieper
Bilder:
Titelbild und Bild Schleuese: IHK Potsdam/Barabara Nietsche
Porträtbild Mike Pickran: Christian Hieff