Die Route von Hamburgs kleinstem Müllwagen ist mit Engstellen gespickt. Eine Tour, die nur mit gegenseitiger Rücksicht funktioniert und die einen wunderschöner Blick auf Elbe und Hafen bietet.

Es ist noch ziemlich dunkel, als Heino Vierle gegen halb sieben den kleinen Müllwagen zügig von der Elbchaussee in Richtung Övelgönne abbiegt. Bald  geht es für ihn und seinen Kollegen Thomas Dankert nur noch im Schritttempo voran.  Die beiden leeren die Tonnen der Anwohner des kleinen Weges Övelgönne. Dafür sind sie mit Hamburgs kleinstem Müllwagen unterwegs.

Heino hat seinen Kollegen Thomas immer im Blick

Während Thomas für das Ausleeren der Tonnen zuständig ist, steuert Heino den nur 1,7 Meter breiten Wagen gekonnt durch die vielen Engstellen, eine Zentimeterarbeit. Dabei hilft, dass sich die Achsen einzeln lenken lassen. „Ich muss an einigen Stellen sogar den Spiegel einklappen“, sagt Heino, während er einer entgegenkommenden Radfahrerin mit Gesten bedeutet, in eine Einfahrt auszuweichen. Beim Vorbeifahren grüßt er sie mit einem Lächeln und bedankt sich.

Arbeiten vor traumhafter Kulisse: Der Ausblick auf den Hafen ist ein Highlight für die beiden

Es ist längst nicht die einzige Begegnung. Wann immer es geht, fährt Heino so an den Rand des kleinen Weges, dass Fußgänger, Jogger und Radfahrer vorbei können. Ungeduldige Radfahrer, die sich vorbeiquetschen, gibt es trotzdem. Hinten schiebt Thomas die nächste Tonne in die Halterung und drückt auf den Knopf für die Entleerung. Zwei Kinder kommen mit ihrem Vater im Schlepptau vorbei und begutachten neugierig  den kleinen Müllwagen. „Heute Papa schon geärgert? Nein? Dann wird es langsam Zeit!“, ruft Thomas lachend. Dass er und sein Kollege große Freude an ihrem Job haben, ist sofort sichtbar. Während der Tour grüßen sie bekannte und unbekannte Gesichter und scherzen miteinander.

Über dem Hafen wird es langsam heller. „Gestern war die Sonne feuerrot, man hat fast gedacht, Hamburg brennt. Der Ausblick von hier ist einer der Gründe, warum ich den Job so mag“, erklärt Heino, während er seinen Kollegen an einer Passage mit besonders vielen Tonnen unterstützt. Thomas fügt hinzu: „Die Strecke hier ist definitiv persönlicher als andere Touren“.

Zufriedene Gesichter nach der ersten Runde: Thomas Dankert und Heino Vierle

Drei Mal in der Woche fährt der etwa 4,4 Tonnen schwere Mini-Mülllaster jeweils zwei Runden durch Övelgönne. Dazwischen werden die etwa 1,2 dazu geladenen Tonnen Müll am Betriebshof in der Schnackenburgallee geleert. Die erste Tour ist für Tonnen, bei der zweiten werden Müllsäcke in einer speziellen Wanne abtransportiert. Danach wird der Wagen gründlich gesäubert, denn er wird für alle Müllarten verwendet. Dann beginnt die Zentimeterarbeit von vorne – Aussicht auf Elbe und Hafen inklusive.

Text und Videos: Hans Pieper
Fotos: Dennis Williamson