Der Zoo Rostock bietet seinen Gästen an, Tiere zu füttern und im alltäglichen Ablauf mitzuhelfen. Hautnaher Kontakt zu den Tieren und süße Momente sind inklusive.
Eine Reihe aus toten Fischen schaut mich aus glasigen Augen an, Fischgeruch erfüllt den Raum. Kein Wunder, denn zu dem Arbeitsbereich gehören Seevögel, Seebären und Otter. „Zwar können wir uns untereinander vertreten, doch jeder hat so sein angestammtes Revier. Zum einem kommt das unseren Interessen entgegen, zum anderen können die Tiere eine besondere Beziehung zu den Pflegern aufbauen“, erklärt Tierpfleger Lars Prubst, der heute mein Mentor ist.
Ich greife nach einer Schale mit Fischen, in der sich auch speziell für Wasservögel produzierte Pellets befinden, und folge Lars in die Voliere. Die Sonne ist zwar gerade erst aufgegangen, doch die Inkaseeschwalben fliegen bereits munter durch ihr Reich. Obwohl ich Futter dabei habe, halten sie respektvoll Abstand. Erst als ich die Schale am Futterplatz abstelle und mich einige Schritte wegbewege, nähern sich die Tiere und widmen sich ihrem Frühstück.
Doch lange kann ich mich nicht an dem Schauspiel ergötzen, die nächste Aufgabe wartet schon.
Lars drückt mir Rechen und Besen in die Hand und erklärt, wie und wo Felsen und Gelände gereinigt werden. Während wir schrubben und Schmutz zusammenkehren, erfahre ich beiläufig viel über die Vogel- und Entenarten, deren Zuhause ich gerade wieder auf Vordermann bringe. Dann gilt es, rechtzeitig die Schleusen für die Besucher zu öffnen. „Gleich öffnet der Zoo und die ersten Gäste sind dann auch schon unterwegs“, erklärt Lars.
Wir wechseln unterdessen in das Waschbärengehege, das auch das Zuhause der Otterdame Anja ist. Sie ist es auch, die uns direkt freudig begrüßt, sich an meinem Hosenbein abstützend aufrecht hinstellt und mit bettelndem Fiepen nach ihrem Frühstück verlangt. Der Eurasische Fischotter ist zwar an sich ein Einzelgänger, doch die Wohngemeinschaft mit den vier Waschbären klappt hervorragend. „Nur manchmal muss ich die Waschbären von Anjas Schlafplatz verscheuchen“, schmunzelt Lars.
Auch bei der Essensausgabe gibt es unter den Bewohnern keinen Streit. Während Anja hingebungsvoll die Hühnerstücke verschlingt, greifen die Waschbären beherzt nach den Pellets in meiner Hand. Die Streicheleinheiten, die ich dabei vorsichtig vergebe, verraten mir, dass ihr Fell genauso flauschig ist, wie es aussieht. Das Reinigen des Geheges geht schnell: Dankenswerterweise verrichten die Tiere ihr Geschäft immer an derselben Stelle.
An unserer nächsten Station kommt wieder jede Menge Fisch zum Einsatz. Auch die Seebären freuen sich auf unseren Besuch. Sie sind zu uns nicht nur freundlich, sondern auch ziemlich verspielt und lernbegierig. Lars zeigt mir die zirkusreifen Kommandos und Tricks, die die Seebären beherrschen. Spätestens, nachdem ich einen feuchten Schmatzer bekomme, zeige ich mich schwer beeindruckt. „Beim Training geht es zum einen darum, die Tiere zu beschäftigen. Zum anderen hilft es uns bei der Pflegearbeit. So können wir auch die Zähne kontrollieren. Wären sie an uns nicht gewöhnt, müsste man die Tiere betäuben.“
Ihre Nachbarn, die Seehunde, haben noch nicht ganz so viele Tricks auf Lager, doch artistisch angeln sie jeden Fisch aus der Luft, den ich in ihre Richtung werfe. Manche sind etwas forscher und robben Richtung Eimer. Ihre Bewegungen gleichen dabei einer La Ola, auf der der Körper Richtung Ziel schwappt. Für mich war das heute die letzte Station. Auf Lars hingegen warten schon seine nächsten Schützlinge. Der Job ist seine Leidenschaft, nicht nur für einen Tag. Ich kann ihn verstehen.
Text: Hans Pieper, Christian Hieff
Bilder: Hans Pieper