Bei Ostseestaal in Stralsund entstehen Elektro-Solarfähren, mit denen das Unternehmen zu neuen Ufern aufbricht. Durch ihre Antriebstechnik sorgen sie für weniger Emissionen auf dem Wasser.

Ingo Schillinger präsentiert das Herzstück der Fähre: Die Solarpanels

Stolz präsentiert uns Vertriebsleiter Ingo Schillinger die neuste Kreation aus dem Hause Ostseestaal: Eine Autofähre, die zukünftig auf der Model zwischen dem luxemburgischen Städtchen Wasserbillig und dem deutschen Grenzort Oberbillig pendeln soll. Dank Solar- und Batterieenergie wird sie den Grenzverkehr völlig emissionsfrei bewältigen. „Das heißt, dass sie nicht nur keine Abgase produziert, sondern dank des Elektroantriebs nahezu geräuschfrei arbeitet.“

 

Was hier noch etwas chaotisch aussieht, ist tatsächlich bald fertig.

Doch momentan herrscht in den Hallen noch Sturm vor der Ruhe. Arbeiter wuseln an allen Ecken und Enden, um das Schiff rechtzeitig fertig zu bekommen. Aufbauten müssen angebracht und die Elektrik verlegt werden. Und auch die Auffahrrampe wartet noch auf die „Vermählung“ mit dem Schiff. Trotzdem gerät Ingo Schillinger wegen des Übergabetermins in sechs Wochen nicht in Panik: „Für den Laien sieht das noch ziemlich wild aus, doch der eigentliche Teil der Arbeit ist getan. Der Rest ist nur Detailarbeit.“

Vier der noch fehlenden Puzzleteile warten auf Paletten verpackt auf ihren Einsatz: 20 kW starke Elektromotoren. Da sie mitsamt der Schiffsschraube um 360 Grad gedreht werden können, kommt die Fähre ohne Ruderanlage aus. „Sail-Drive“ heißt das im Fachjargon und wird wegen seiner Effizienz geschätzt. Solarpanels sorgen dafür, dass die Fähre einen Teil ihrer Antriebsenergie selbst erzeugt.

 

In Berlin ist für die BVG bereits ein Solarschiff unterwegs

Dass das System auch hält, was es verspricht, haben die Schiffsbauer bereits bei einem anderen Projekt bewiesen. Auf den Linien der Berliner Verkehrsbetriebe F21 und F23 (Saisonbetrieb) sowie F11 und F12 (ganzjährig) sind bereits vier Solarfähren im Einsatz. In den Sommermonaten können sie circa 80% Prozent des Energieverbrauchs über ihre 52 Solarmodule decken. In der dunklen Jahreszeit freuen sich die Betreiber immerhin noch über 20 % Kostenersparnis durch die stromerzeugenden „Bordmittel“. Der ein Drittel höhere Anschaffungspreis der Schiffe rechnet sich somit bereits nach einem Jahr.

Den Berliner Fähren reichen zwei 10 Kw starke Elektro-Motoren, um die bis zu 49 Passagiere sicher ans Land zu bringen. „Zum einem haben die Elektromotoren ein viel besseres Drehmoment als ein Dieselantrieb, zum anderen haben wir die Schiffe in leichter Katamaran-Bauweise  konstruiert“, erläutert Schillinger. Besonders große Kostenvorteile hat der Elektro-Solar Antrieb bei den im Fährbetrieb üblichen geringen Geschwindigkeiten. Doch auch höheres Tempo sei möglich: „Prinzipiell kann man Schiffe jeder Größe und Leistungsklasse mit dem Antrieb ausstatten. Doch das ist dann ein umweltpolitisches Statement und beruht weniger auf betriebswirtschaftlichen Überlegungen.“

Den zukünftigen Nutzern der Mosel-Autofähre können diese Rechnungen erstmal egal sein. Sie können die ungewohnte Ruhe an Bord genießen, bis sie – am Ufer angekommen – wieder ihren Motor starten müssen.

Die folgende Bildergalerie zeigt den Weg der Solarfähre vom Werk ins Wasser:

Autor: Christian Hieff
Foto BVG-Fähre: BVG/Oliver Lang
Fotos Bildergalerie: Ostseestaal

Alle übrigen Fotos: Christian Rödel