Straßenwärter sorgen jeden Tag für Sicherheit auf der A2 – und begeben sich dabei selbst in Gefahr. Doch Verständnis für ihre Arbeit haben die wenigsten Autofahrer.
Höhe Auffahrt Bad Nenndorf hat Reinhard Hoffmann ein Loch im Asphalt entdeckt. Direkt auf dem Hauptfahrstreifen der A2 Richtung Hannover. Rast ein Auto hier durch, könnte der Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verlieren.
Diese Unfallgefahr muss schnellstens beseitigt werden. Hoffmann ist seit 39 Jahren Straßenwärter bei der Autobahnmeisterei Lauenau. Ein großer Kerl mit ruhigem Gemüt. Aber immer wachsam. Denn er und seine Kollegen sind täglich auf der A2 unterwegs. Die Strecke gilt als Unfallschwerpunkt und „Staustrecke Nummer 1“ im Norden. Der ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt zählte hier im vergangenen Jahr 1644 Staus. Gleichzeitig steigen die Unfallzahlen laut Polizei Jahr für Jahr an. 130.000 Fahrzeuge fahren jeden Tag über die A2. Tendenz steigend. Bei ihrer Arbeit riskieren die Männer der Straßenmeisterei ihr Leben auf der Autobahn.
Hoffmanns Kolonne beginnt damit, die Hauptfahrspur zu sperren. Drei Lkw der Autobahnmeisterei werden ihren Arbeitsplatz absichern. Ein erstes Vorwarnfahrzeug mit großen Warnlampen parkt bereits achthundert Meter vor der Kurzzeitbaustelle. Es folgt nach vierhundert Metern ein Wagen mit blinkenden Leuchtpfeilen. Direkt an der Baustelle steht das dritte Fahrzeug mit Rundumleuchten. Erst dahinter beginnt der Trupp seine Arbeit. Hoffmann und Kollegen tragen orangefarbene Latzhosen, darunter Poloshirts in Sicherheitsfarben. Sie sind gut zu erkennen. Doch vor unachtsamen Autofahrern schützt all das nicht. Erst im vergangenen Jahr fuhr ein Lkw auf ein Sicherungsfahrzeug auf. Ungebremst. Hoffmanns Kollege, der im Auto saß, wurde dabei schwer verletzt.
Die A2 ist die Hauptverkehrsroute zwischen West und Ost. Unter dem hohen Verkehrsaufkommen leidet auch die Fahrbahn. Richtung Hannover gleicht die Bahn stellenweise einem Flickenteppich. „Es gibt kaum einen Tag, an dem wir nicht Löcher stopfen,“ brüllt Straßenwärter Hoffmann. Eine normale Unterhaltung ist auf der A2 nicht möglich. Ohrenbetäubend ist der Krach der vorbeifahrenden Autos. Selbst den Trennschleifer, den der Straßenwärter jetzt anwirft, hört man kaum. Das Sägeblatt schneidet den alten Belag aus der Straße. Kaltasphalt wird anschließend mit einem Brenner auf etwa 200 Grad erhitzt und im Loch verteilt.
„Wieder glatt, fest und sicher“, ruft Christoph Lahmann. Mit Christian Hebner und Azubi Maik Kuhlmann gehört er zu Hoffmanns Kolonne. Alle Arbeiten erledigen die Straßenwärter unter Zeitdruck. Sie wollen den Verkehr so wenig wie möglich behindern.
Im Schnitt hält eine Fahrbahn acht Jahre die Belastungen des Verkehrs aus. Dann wird sie komplett erneuert. Die Gegenfahrbahn Richtung Dortmund ist deshalb seit Juli auf 26 Kilometern Großbaustelle. Fast zwei Monate dauert die große Baumaßnahme. „Viel zu lang“, findet Reinhard Hoffmann. Aus Erfahrung weiß er: „Vor jeder Baustelle gibt es Stau und dann braucht man nicht lange warten, bis es kracht.“ Ein Grund warum auch der ADAC schon lange fordert, dass Baustellen schneller beendet werden müssten.
Mit den großen Baustellen haben die Straßenwärter normalerweise nichts zu tun. Sie werden nur bei Unfällen dazu gerufen. Denn sie sind die „Aufräumer“ der A2, müssen Scherben und Schrott wegräumen, Leitplanken erneuern und die Fahrbahn von ausgelaufenem Kraftstoff und Öl säubern. Verständnis haben die wenigsten Fahrer für die Arbeit der Straßenwärter. Für viele seien sie die „Buhmänner der Autobahn“, hätten Schuld an den vielen Staus. Doch im Gegenteil sorgen Hoffmann und Kollegen dafür, dass es möglichst nicht zu Unfällen und Staus kommt.
Nur eine Stunde haben die Männer der Autobahnmeisterei Lauenau für das Ausbessern des löchrigen Asphalts an der Abfahrt Bad Nenndorf benötigt. Jetzt wird zusammengeräumt. Auch dabei schauen die Straßenwärter immer wieder über ihre Schulter. „Für uns bremst keiner ab“, sagt Reinhard Hoffmann. Der Blick Richtung Autos ist für ihn eine Lebensversicherung bei der täglichen Arbeit auf der Autobahn 2.
Text & Fotos: Stefan Radüg