Im sogenannten toten Winkel können ganze Schülergruppen unsichtbar werden. Wie sich das vermeiden lässt, lernen Schüler in Wolfenbüttel mit dem ADAC.
„Ich kann den Fahrer nicht sehen“, stell Joanna erschrocken fest. „Ich muss weiter zurück“. Die Schülerin steht schon drei Meter vor dem LKW – immer noch im toten Winkel. „Wenn du den Fahrer nicht siehst, sieht er dich auch nicht und bremst nicht,“ erklärt ADAC-Verkehrsexperte Karl-Heinz Pinkpank. Nur jeder zweite Fünftklässler des Gymnasiums „Große Schule“ in Wolfenbüttel kennt den gefährlichen Platz vor und neben dem LKW. „Das ist erschreckend“, so Pinkpank. Um die Kinder für diese Gefahren zu sensibilisieren, führt der ADAC an Schulen das kostenfreie Programm „Toter Winkel“ durch.
„Wir wollen die Schüler wachrütteln“, sagt auch Lehrer Christoph Dziony, der den ADAC eingeladen hat: „Immer weniger Eltern üben mit ihren Kindern das Verhalten an Kreuzungen.“ Das Aufeinandertreffen von Lkw und Radfahrer zählt zu den gefährlichsten Situationen im Verkehr. Selbst mit Hilfe von Spiegeln kann man nicht den gesamten Außenbereich eines Lkw einsehen. „Das müssen Kinder wissen“, mahnt Karl-Heinz Pinkpank.
Die nächste Übung: der Verkehrserzieher legt auf dem Schulhof eine Plane neben dem Truck aus. Ein großes Dreieck. Johann (10) sitzt hinter dem Lenkrad, seine Mitschüler stehen neben dem Lkw. Doch über die rechten Außenspiegel kann er sie nicht sehen, obwohl sie nur zwei Meter neben dem Wagen stehen. Die ganze Klasse steht auf der gelben Plane, unsichtbar im toten Winkel. „Das ist krass!“ Johann ist sprachlos: „Ab heute bleibe ich hinter einem Laster an der Ampel stehen.“ Doch die Gefahren rund um einen Lkw zu kennen, ist nur ein Schritt für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Verständnis füreinander ist ein weiterer Aspekt, bei dem alle Beteiligten mithelfen können – innerhalb und außerhalb des LKWs.
Text und Fotos: Stefan Radüg