Das unerlaubte Fahren in Brandenburgs Naturschutzgebieten ist ein wachsendes Problem. Der MC Dreetz versucht nun, wilde Hobbyfahrer auf legale Bahnen zu lotsen.

Heulende Wölfe, singende Vögel, knatternde Motoren. Das passt auf den ersten Blick nicht zusammen? Keine Sorge; auf den zweiten Blick auch nicht. Dennoch malträtieren Motocross-Maschinen trotz drohender Geldstrafen von mehreren hundert Euro regelmäßig die Naturschutzgebiete Brandenburgs. Ein Ärgernis für Umweltschützer und Besucher, Lebensgefahr für Tier- und Pflanzenwelt. Der Motorsportclub Dreetz versucht, dem „wilden Fahren“ Einhalt zu gebieten und hat die „Dreetzer Hobbytage“ ins Leben gerufen.

„Wir wollen dazu beitragen, dass Motocrosser nicht in der Natur, sondern auf offiziellen Strecken fahren. Das ist nicht nur besser für die Umwelt, es ist auch sicherer für die Fahrer selbst“, erklärt Thomas Wichert, Pressesprecher des MC Dreetz, und weist auf die Gefahren im ungesicherten Gelände hin: „Unfälle kann man im MX-Sport nicht vermeiden. Doch wenn du im freien Gelände stürzt, wirst du nicht gleich gefunden. Bis die Hilfskette da in Gang kommt, kann es zu spät sein.“

 

Besser als Kieskuhle

Dass der MC Dreetz, Ortsclub im ADAC Berlin-Brandenburg, ein wichtiges Thema anschneidet, zeigt der Erfolg des ersten Hobbytages im vergangenen Mai. Knapp 100 Fahrer, größtenteils vereinslos und ohne Rennerfahrung, pflügten kostenfrei über die Vereinsstrecke und mussten sich am Ende eingestehen, dass der anspruchsvolle Sandkurs besser ist, als die hiesigen Kieskuhlen. „Die Fahrer haben gemerkt, dass sie auf unserer Strecke auf nichts verzichten müssen. Ich denke, wir werden hier einige nun regelmäßig begrüßen“, resümiert Wichert.

Auch fernab der Strecke konnte der MC Dreetz neue Fans gewinnen. So hofft die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg auf viele weitere Hobbytage und Vereine, die es den Dreetzern gleichtun. „Großes Lob für diese Idee. Denn das wilde Fahren ist ein ständiges Problem für uns“, beklagt Stiftungssprecherin Anika Niebrügge. Auf den Flächen der Stiftung auf ehemaligen Truppenübungsplätzen in Brandenburg stellt illegale Befahrung durch Crossräder und Co. eine Gefahr für Natur und Besucher auf den Wanderwegen dar. Es gab sogar bereits einen Verletzten, als ein Fahrer in eine Wandergruppe fuhr.

Gefahr Tier- und Pflanzenwelt

Neben den direkten Verlusten, z.B. durch zerstörte Nester von bodenbrütenden Vögeln und überfahrene Tiere, sind Lärm und plötzliches Auftauchen der Fahrer und Vordringen in abgelegene Rückzugsbereiche eine massive Beeinträchtigung, besonders bei der Aufzucht von Jungtieren.

Durch die Befahrung entstehen zudem Schäden an Brandschutzwegen und die Waldbrandsicherheit wird beeinträchtigt. Darüber hinaus setzen sich die Fahrer in den für Rettungskräfte schwer zugänglichen Gebieten selbst Gefahren aus: die Areale sind nach wie vor kampfmittelbelastet, von Munition und einsturzgefährdeten Anlagen geht ein hohes Unfallrisiko aus.

Immer wieder finden Niebrügge und ihre Kollegen Schäden durch das verbotene Befahren der Naturschutzgebiete

Text: Leon Strohmaier
Fotos: Vivian Rheinheimer, Stiftung Naturlandschaften Brandenburg